DDR-Zeitzeuge am HGF

Zeitzeuge Christian Ahnsehl - von der Stasi vereinnahmt
Kurz vor Schuljahresende erhielt das HGF Besuch durch den DDR- Zeitzeugen Christian Ahnsehl aus Rostock, der als Jugendlicher in die Fänge der Stasi geraten war und den 10. und 11. Klassen davon berichtete. Dafür nahm sich Herr Ahnsehl einen ganzen Vormittag lang Zeit und hatte sogar seine Stasi-Akte mitgebracht, die auf großes Interesse innerhalb der Schülerschaft stieß.
Bereits 1984 führte die Stasi den damals Vierzehnjährigen als „IM Vorlauf“, bevor Ahnsehl sich dann 1985 nach einem Bagatelldelikt - er hatte den Spruch: „Wacht auf! Steht auf! Befreit euch! Ich will leben!“ an die Schulwand geschrieben - bei der Stasi verpflichtete.
Das Besondere an Herrn Ahnsehls Fall ist sicherlich, dass er anfangs durchaus eine gewisse Spannung empfunden habe, mit der Stasi zusammenzuarbeiten, auch wenn ihm nicht völlig klar gewesen sei, was das beinhaltete. Nach und nach erst sei ihm die Situation - so schildert er es rückblickend - immer unangenehmer geworden, so dass er sich zu einem Ausstieg entschied. Dieser gelang auch überraschenderweise nach einigen Anläufen.
Sehr gut erklärte Ahnsehl, wie die damaligen familiären Umstände, in denen er aufwuchs und die perfiden Manipulationsstrategien der Stasi ihn dazu veranlassten, sich immer mehr in das Netz der Stasi-Agenten zu begeben. Die Informationen, die er weitergab, waren anfangs durchaus banal und dennoch, so warnt er eindrücklich, seien diese in den Händen der falschen Personen jederzeit brisant und gefährlich. So entzog er sich in diesem Gespräch auch nicht der Verantwortung für seine jugendlichen Handlungen. Gleichzeitig wurde wieder einmal deutlich, dass die Stasi und der SED-Machtapparat keineswegs davor zurückschreckten, Kinder und Jugendliche für eigene Ziele zu missbrauchen. Dies wie so oft ohne offenkundige, physische Gewalt anzuwenden. Es war ein interessanter Vormittag, bei dem klar wurde, wie schwer es ist, Manipulation und Desinformation zu widerstehen.
NH