„Ich wandre durch Theresienstadt“

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Ein schulübergreifendes Gedenkkonzert in der Aula des HGF

Selten war es in unserer voll besetzten Aula stiller im Publikum als beim Gedenkkonzert „Ich wandre durch Theresienstadt“ am 5. November, das in Zusammenarbeit mit dem Forchheimer Kulturamt organisiert worden war. Nicht nur Zehnt- und Elftklässler aus dem HGF, sondern auch aus dem Ehrenbürg-Gymnasium und der Georg-Hartmann-Realschule Forchheim würdigten 90 Minuten lang sichtlich berührt und beeindruckt Werk und Leben von Ilse Weber, Viktor Ullmann und Karl Amadeus Hartmann.

Der Erlanger Pianist Christoph Orendi spielte die Stücke nicht nur am Flügel, sondern erzählte den Schülerinnen und Schüler auch vom Leben dieser drei Musiker:

Ilse Weber, die, selbst Mutter von zwei Buben, ins KZ Theresienstadt kam, dort als Kinderkrankenschwester arbeitete und ihre Schützlinge im Geheimen mit selbstgeschriebenen Liedern tröstete und ablenkte. Die, als die Kinder in ein Todeslager verlegt wurden, die Kleinen nicht allein ließ, sondern sie freiwillig in den Tod begleitete. Ihre Lieder, vorgetragen von der Nürnberger Sopranistin Monika Teepe, zeugen von der Trauer um das verlorene Zuhause, von Mutterliebe und von der Hoffnung auf Frieden.

Oder Viktor Ullmann, der trotz der unmenschlichen Lebensumstände im Konzentrationslager produktiver war denn je, dort Konzerte organisierte und zahlreiche Stücke komponierte. Die Leichtigkeit seiner Werke, ihre Lebendigkeit, überraschte die jungen Zuhörerinnen und Zuhörer, stehen sie doch im unglaublichen Kontrast zu Folter und Tod, die Ullmann während des Schaffensprozesses umgaben. Sie sind Beweis seiner Stärke und seines Willens, seinem Schicksal zu trotzen.

Noch gefangen von den fast fröhlichen Kompositionen Ullmanns hörten die Jugendlichen nun von Karl Amadeus Hartmann, der von den Nazis zwar nicht interniert, sondern „nur“ mit Auftrittsverboten belegt wurde. Als er 1945 Zeuge der Todesmärsche wurde, bei denen ausgemergelte Häftlinge an seinem Haus vorbei getrieben wurden, zusammenbrachen und von den SS-Wachmannschaften erschossen wurden, verarbeitete er diese Erfahrung in der „Sonate 27. April 1945“, deren „Trauermarsch“ das unfassbare Leid und Elend musikalisch widerspiegelt: Erst leise-schleppend wie die langsamen Schritte der Gefangenen, düster und beklemmend, später dann anklagend-laut, dissonant und schreiend, erlebte das Publikum seine Musik.

Im Anschluss an das Konzert zeigten sich die Schülerinnen und Schüler sehr bewegt. Zwei Aspekte blieben ihnen vor allem in Erinnerung: Dass sich Menschen trotz aller Qual und der Aussichtslosigkeit ihrer Lage nicht brechen ließen und sich die Hoffnung bewahrten, dass „über Nacht aller Kummer vergehen“ kann, wie Ilse Weber in ihrem „Wiegenlied für Hanička“ schrieb.

Und dass wir 85 Jahre nach den Gräueln des Naziregimes wachsam bleiben müssen, damit Hass, Häme und Härte nicht die Oberhand gewinnen im Umgang mit anderen; dass es eben nicht „salonfähig sein darf, so zu sein, da die Dinge leicht ins Rutschen geraten können“, wie Schulleiter Bruno Kuntke es in seiner kurzen Begrüßungsrede formuliert hatte.

SB